Woher und wohin?

„Und, wo kommen Sie her?“ Auf diese Frage habe ich in der Regel geantwortet: „Das ist kompliziert.“ Ist es auch. Nein, ist es eigentlich nicht, aber ich bin oft umgezogen in meinem Leben und hatte Heimatgefühle schon in verschiedenen Städten. Wenn ich Wien verlasse und nach Deutschland zurückkehre, werde ich in keine dieser „Heimaten“ zurückgehen. Vielleicht ist alles mit Erinnerungen besetzt, an die ich gar nicht anknüpfen mag. Nicht, weil sie schlecht sind, ganz und gar nicht. Aber der Wunsch nach etwas Neuem ist stark. Das registriere ich und bin froh darüber.

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Nach Jahren des Schweigens werde ich nun diesen Blog fortführen. Das Schweigen hatte Gründe. Es war das Schweigen eines Toten. Aber es gibt Auferstehung. Mitten im Leben. Und ins Leben hinein. Wundersame Entwicklungen im Bösen wie im Guten. Unverhofftes. Die Entdeckung, wie viele Menschen einen lieben. Überwältigend.

Traurige Wahrheit

„Eine Kultur wie die unsere, die das Ziel verfolgt, jedes Risiko zu minimieren, in der die Rechte des Einzelnen immer größer werden und jegliche Schuld systematisch ignoriert wird, kann ein Klima erzeugen, in dem es nicht gerade leicht ist, Kinder großzuziehen.“

David Eberhard: Kinder an der Macht. Die monströsen Auswüchse liberaler Erziehung, München 2015, 17.

Krankheiten der Jugend

Immer wieder staune ich, wie oft meine Schülerinnen und Schüler zum Arzt gehen. Ich kann mich nicht erinnern, in der Jugendzeit mal bei irgendeinem Arzt gewesen zu sein – nicht mal beim Zahnarzt. Aber die heutigen Jugendlichen sind brav und gehen sicher auch zum Zahnarzt. Das meine ich aber nicht: Was ich an Krankenkurzgeschichten erzählt bekomme, lässt mir die Haare zu Berge stehen manches Mal. Krankheiten der inneren Organe, Störungen und Verletzungen des Bewegungsapparates (auch bei denen, die keinen Sport betreiben), Allergien sowieso – und, und, und… Der letzte traurige „Höhepunkt“: Dramatische Knochenerweichung nach Schock über den Tod der Großmutter.

Waren wir früher einfach nur zufällig so unverschämt gesund?

Anderssein

MIt dem realen eigenen Anderssein können Menschen  verschieden umgehen. Natürlich gibt es die eitle Selbstinszenierung: Ich zelebriere mein Anderssein vor mir und anderen, weil ich daraus einen seelischen Gewinn ziehe.

Aber es kann auch so sein, dass man das wirkliche eigene Anderssein gar nicht bemerkt und im Sinne eines Schließens von sich selbst auf andere annimmt, es müssten doch alle Menschen dieselben, vielleicht völlig abseitigen Haltungen und Gewohnheit selbstverständlich teilen, und seien sie noch so skurril. Diese Variante einer Selbsttäuschung ist nicht schädlich. Wird sie jemandem aber an sich selbst bewusst, kann man sich auf einmal sehr einsam fühlen – und das je mehr, je häufiger eine solche Ent-Täuschung auftritt.